Wie wird man eigentlich Makler? Ein Interview mit Josefine Ullmann

Josefine Ullmann ist Inhaberin von Elb Estate und Maklerin mit Leidenschaft. In diesem Interview spricht sie über ihren Werdegang, eine schwierige Anfangszeit, über Emotionen, Eigenschaften, Magdeburg und vieles mehr.  

Frau Ullmann, wie sind Sie eigentlich Immobilienmaklerin geworden?

Ich bin eigentlich eher zufällig in den Beruf gestolpert. Ich hatte gerade meinen Bachelor in BWL abgeschlossen und wollte den Master direkt im Anschluss machen. Um mein Studium zu finanzieren, habe ich einen Nebenjob gesucht. Im Oktober 2010 fing ich so bei einem regionalen Immobilienbüro an – der Start in den schönsten Beruf, den es gibt (lächelt).

Studium, Ausbildung, IHK-Lehrgang ... Welche Möglichkeiten gibt es?

Mehrere Jahre Berufserfahrung haben mir gezeigt, dass die klassische Ausbildung zur Immobilienkauffrau durchaus eine gute Basis ist, jedoch fokussiert sie eher den Bereich der Hausverwaltung als den des Immobilienmaklers. Ich selbst bin kein Freund von schulischen Ausbildungen – meiner Meinung nach lernt man erst im Job und mit einem guten Mentor, worauf es wirklich ankommt. Natürlich nicht ganz ohne Basics, daher können auch Aus- und Weiterbildungen beim Berufsverband (IVD) oder anderen Bildungsanbietern gute fachliche Grundlagen schaffen. Es ist wie immer im Leben: Die Mischung macht‘s.

Wie sieht der Weg in die Selbstständigkeit aus?

Vom Prinzip einfach: Man benötigt eine Gewerbeerlaubnis nach §34c GewO und kann starten. Um diese Erlaubnis zu erhalten braucht es lediglich einige Dokumente wie Personalausweis, steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung und polizeiliches Führungszeugnis.
In den letzten Jahren wurden die Zulassungskriterien allerdings verschärft: Demnach ist innerhalb von 3 Jahren ein Nachweis über 20 Fortbildungsstunden zu erbringen. Das ist aus meiner Sicht zwar zu wenig, denn ich hätte mir gewünscht, dass regelmäßig eine Sachkundeprüfung ablegt werden muss. Schließlich ist ein Immobilienkauf nicht mit dem wöchentlichen Lebensmitteleinkauf zu vergleichen und birgt gewisse Risiken, die ein Makler kennen muss.

Welche Eigenschaften braucht ein guter Immobilienmakler?

Die Basis ist zunächst Interesse für Immobilien. Nur wenn man liebt, was man tut, hat man auch Spaß daran sich voll und ganz auf seinen Job einzulassen. Hierneben sind gute Umgangsformen, Sorgfalt und Zuverlässigkeit die Voraussetzungen für einen guten Verkäufer. Ein guter Verkäufer bedeutet für mich, den Kunden zuzuhören, ihnen nichts aufzudrängen und klar zu kommunizieren. Entscheidend ist daher eine Extraportion Empathie. Auch wenn es im ersten Moment nicht so scheint, so ist ein Immobilienkauf oder -verkauf oft sehr emotional.

Warum ist der Beruf Immobilienmakler so wichtig?

Nun, ein Immobilienmakler vermittelt. Klingt einfach, fällt aber bei der eigenen Immobilie oft sehr schwer. Denn die Vorstellungen von Käufer und Verkäufer sind wie bereits erwähnt oft sehr emotional gesteuert. Viele Verhandlungen scheitern an dieser Emotionalität. Und nicht selten wird ein unangemessener Preis vereinbart. Makler helfen in diesem Zusammenhang. Neben dem objektiven Blick kennen sie auch den Markt und wissen, welche Preise erzielt werden können. Darüber hinaus sind sie Dienstleister, die den lästigen bürokratischen Teil übernehmen, der meist komplett unterschätzt wird. Mit einem Makler an der Seite lebt es sich beim Immobilienverkauf stressfreier – mit mehr Zeit für die wichtigen Dinge.

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um als Makler erfolgreich zu werden?

Ich bin der Meinung, dass man stets klar, offen und ehrlich kommunizieren sollte. Kommt dann noch eine zuverlässige Arbeitsweise hinzu, ist der Erfolg fast vorprogrammiert. Eine ausgewogene Mischung aus Risikobereitschaft und Durchhaltevermögen sind außerdem in jeder selbstständigen Tätigkeit eine Erfolgszutat.

Was ist das Schönste am Makler-Beruf?

(lächelnd) Bei dieser Frage kann ich Ihnen jetzt einen Roman mit fünf Bänden liefern. Ich versuche mich kurz zu fassen. Für mich ist es das Beste, dass ich Menschen Zeit schenken kann, die Sie gerade in schwierigen Lebensphasen gut gebrauchen können. Außerdem lerne ich ständig neue Menschen kennen. Gerade die älteren Verkäufer geben mir, ohne dass Sie es selbst merken, oft Weisheiten fürs Leben mit auf den Weg. Ich lerne also immer Neues dazu. Mein Alltag ist sehr abwechslungsreich und jeder Tag ist somit anders. Menschen in einen neuen Lebensabschnitt zu begleiten und eine Stütze zu sein fühlt sich einfach gut an. So entsteht aus mancher Kundenbeziehung auch die ein oder andere Freundschaft.

Welche Beratungsphilosophie vertreten Sie?

Loyalität und Ehrlichkeit. Ich schwatze niemandem etwas auf und kehre keine Mängel unter den Tisch. Dabei denke ich nicht in Problemen, sondern in Lösungen. Ich vergleiche das sehr gern mit dem Arzt. Was nützt es Ihnen, wenn Sie mit einem gebrochenen Arm zum Arzt gehen und er nichts tun würde, außer zu sagen: „Der Arm ist gebrochen.“ Ich bin nicht Dienstleister um ein Problem zu bewundern, sondern um eine Lösung anzubieten.

Was ist Ihre Grundausstattung, wenn Sie auf Besichtigungen unterwegs sind?

Immer dabei habe ich mein Tablet mit allen Daten, Fakten und Infos. Dann ein Laser-Messgerät oder einen Zollstock. Und ein paar Schuhüberzieher oder Schlappen für Interessenten, die sich nicht die Schuhe ausziehen möchten.

Was bedeuten Immobilien für Sie?

Es heißt immer, dass Immobilien immobil sind, also nicht beweglich. Genau diese Beständigkeit liebe ich. Jede Immobilie, jeder Stein erzählt eine Geschichte, auf die ich jedes Mal aufs Neue gespannt bin. Ich selbst bin ein großer Fan von alten Backsteinen; ich finde sie einfach nur ästhetisch.

Wären Sie nicht Maklerin geworden, dann ...?

… hätte ich vermutlich Architektur studiert oder wäre Inneneinrichterin geworden. Die Leidenschaft für Immobilien ist auf jeden Fall präsent.

Gibt es ein Erlebnis aus Ihrem Berufsalltag, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ich kann mich noch ziemlich genau an meine Anfangszeit erinnern. Als Studentin hatte ich fast kein Geld. Jede Besichtigung bedeutete, zunächst kein Geld zu verdienen, sondern es auszugeben – durch viel Arbeitszeit und hohe Fahrtkosten. Das riss ein ziemliches Loch in meine Studentenkasse.

Eines Tages ging ich nach einer Besichtigung zu meinem Auto zurück. Doch was war das? Mein Puls raste und ich erkannte, dass mein Auto nicht mehr dort stand, wo ich es geparkt hatte! Es war tatsächlich abgeschleppt worden!

Fazit meiner ersten Woche: Außer Spesen nichts gewesen. Ich hatte Benzin verfahren, keine Wohnung vermittelt und eine Rechnung vom Abschleppdienst über 165 €. Ziemlich ernüchternd für einen Job, der eigentlich Geld einbringen sollte. Zum Glück waren meine Leidenschaft und mein Durchhaltevermögen stark genug, um solche Widrigkeiten zu überwinden und einfach weiter zu machen. (schmunzelt)

Welche Tipps geben Sie jungen Leuten, die Makler werden möchten?

Ein Praktikum ist ein guter Weg, um in den Job hineinzuschnuppern und um herauszufinden, ob er den Vorstellungen entspricht. Schließlich läuft es bei uns nicht wie bei „Mieten, Kaufen, Wohnen.“

Welche Beziehung haben Sie zu Magdeburg?

Ich bin im Umland von Magdeburg aufgewachsen, zum Studium kurz ausgeflogen und umhergereist. Dann hat es mich 2010 in die Stadt gezogen. Ich fühle mich hier pudelwohl. Besonders liebe ich die kurzen Wege quer durch die Stadt. Man kann alles schnell erreichen und muss auf nichts verzichten.

 

Frau Ullmann, vielen Dank für das Gespräch und Ihre spannenden Einblicke!

Haben auch Sie Fragen an Josefine Ullmann? Schreiben Sie gern an ju@elb-estate.de

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