Jetzt oder nie?

Wann ist der perfekte Zeitpunkt, um sich ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung zu leisten? Jetzt? In fünf oder in zehn Jahren? Oder am besten sogar schon vorgestern?

Ohne Weiteres lässt sich das leider nicht beurteilen, da bei dieser Frage viele unterschiedliche Punkte eine Rolle spielen. So gesehen, gibt es den perfekten Zeitpunkt nicht. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, müsste man konstatieren, dass es vor einigen Jahren günstiger gewesen wäre, in eine eigengenutzte Immobilie zu investieren. Denn bis zum Beginn der Pandemie kletterten die Immobilienpreise stetig. Der März 2020 verschaffte dem Markt aufgrund der Ungewissheit eine kurze Atempause. Doch danach stiegen die Preise weiter. Im vergangenen Jahr kam noch die Verknappung von Baumaterialien wie etwa Holz hinzu, sodass OSB-Platten beinahe wie Goldstaub gehandelt wurden.

Aufgrund der Materialknappheit stiegen jedoch nicht nur die Neubaupreise, sondern auch die Preise für oft günstigere Bestandsimmobilien. Der Grund: Ein Bauvorhaben war 2021 kaum kalkulierbar, weshalb Baufirmen aus Verträgen ausstiegen und lieber Vertragsstrafen in Kauf nahmen. Dies wiederum ließ die Nachfrage nach fertig gebauten Immobilien steigen – denn hier war der Objektankauf planbar und sicher.

Ob sich die Preise demnächst in die entgegengesetzte Richtung entwickeln, ist zu bezweifeln. In der Vergangenheit sind die Immobilienpreise stetig gestiegen, nie gefallen. Anders als in den USA sind die Immobilien hierzulande durch die Bankkreditrichtlinien nicht überbewertet und halten den strengen Anforderungen einer Finanzierung normalerweise stand. Zudem haben die Schlaufüchse unter den Immobilienkäufern beim Erwerb von Eigenheimen eine Zinsfestschreibung von bis zu 20 Jahren fixiert. Mit einem Zinssprung, der die Finanzierung ins Wanken bringt, ist daher nicht zu rechnen.

Auch in Magdeburg lassen sich diese Entwicklungen nachvollziehen. Immobilien in beliebten Stadtteilen wie Altstadt, Buckau, Cracau, Ottersleben, Stadtfeld und Werder sind nach wie vor gefragt, sodass die Grundstückspreise bei derzeit 200 bis 300 Euro pro Quadratmeter liegen. Vor etwa zehn Jahren konnte man sich dafür die „erste Reihe“ leisten – mit Blick auf Elbe und Dom. Für einen Neubau liegen die Baukosten inzwischen bei 2.000 Euro pro Quadratmeter, natürlich ohne Außenanlagen, ohne Möbel und ohne Garage. Da erscheinen Bestandsimmobilien je nach Zustand mit 1.500 bis 2.500 Euro beinahe wie ein Schnäppchen. Wohin die Reise noch geht, bleibt abzuwarten. Immerhin sind durch die Einschränkungen der Pandemie die Sparguthaben der Magdeburger gewachsen und somit die finanziellen Voraussetzungen für „Häuslekäufer“ mit etwas Eigenkapital gut.

Ob dies nun der perfekte Zeitpunkt für den Erwerb einer Immobilie ist, hängt auch von persönlichen Dingen ab. Wer beispielsweise seinen Kindern einen Garten zum Toben und Spielen ermöglichen möchte, will damit wohl nicht warten, bis die Kleinen das Teenager-Alter erreicht haben und mit Sandkasten und Schaukel nichts mehr anfangen wollen. Eine Immobilie zur Eigennutzung ist also nicht nur eine Finanzanlage, sondern vielmehr Lebensqualität. Dabei geben sich manche mit der Grundausstattung zufrieden, während andere die Sonderausstattung wählen. Und natürlich gibt es noch zahlreiche Facetten dazwischen. Die Frage sollte daher nicht lauten: Wann kann ich eine Immobilie günstig kaufen? Wichtiger ist, für sich selbst herauszufinden: Was soll die Immobilie haben? Wieviel Geld bin ich bereit zu investieren? Was ist mir meine Wohn- und Lebensqualität wert?

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