Sanieren und Bauen in Zeiten von Materialknappheit und hohen Rohstoffpreisen
Immobilien: Bauen und Sanieren in Anbetracht von Material- und Lieferengpässen
Die Rohstoffknappheit dominiert das Geschehen auf Baustellen drastisch. Eine Besserung lässt sich aktuell nicht abstehen. Verschärft wird dieser Zustand nicht nur durch die drastisch steigenden Energiepreise, sondern auch durch die Zunahme an energetischen Sanierungen an Bestandsobjekten sowie der hohen Nachfrage nach Neubauten.
Materialknappheit auf ganzer Linie
Die Lieferengpässe treffen nahezu alle Branchen in Deutschland. Nach einem Bericht der Tagesschau ist fast jedes zweite deutsche Unternehmen von den Konsequenzen der Engpässe betroffen. Insbesondere die Industriebranchen klagen, da ein eklatanter Mangel an Halbleitern zur Chipsherstellung besteht. Doch auch die Baubranche hat mit Lieferengpässen zu kämpfen, was manche Baustelle zum Erliegen brachte und bringen wird. Neubauten sind davon ebenso betroffen, wie Sanierungen von Bestandsgebäuden. Derzeit zeigen sich Lieferengpässe in der Baubranche verstärkt bei diesen Materialien:
- Schrauben
- Folien
- Rohre
- Dämmstoffe
- Stahlwerkprodukte
- Holz
Gerade der Mangel an Schrauben erweist sich als große Herausforderung, denn sie sind das elementare Verbindungselement aus Eisen und Stahl. Es wird für den Tief- und Hochbau ebenso gebraucht wie für Renovierungen, Sanierungen und Instandsetzungen.
Gründe für die Lieferengpässe
Die Lieferengpässe bestehen auf globaler Ebene und ihre Ursachen sind komplex. Gründe hierfür sind unter anderem:
- die Corona-Problematik
- Anstieg der Exporte nach China und in die USA
- Extremwetterereignisse
- Blockade des Suezkanals
- Zunahme des Onlinehandels und damit Überlastung der Kapazitäten für Transporte
- Preisanstieg des Frachttransportes
Die Corona-Problematik hat zahlreiche Auswirkungen auf die Materialbeschaffung und Materiallieferung:
- Einhalten von strikten Schutzmaßnahmen zur Viruseindämmung
- Einführung von Kurzarbeit
- Produktionsstopp und Produktionseinschränkung
Durch diese Entwicklungen werden bestehende Arbeits- und Produktionsabläufe behindert, was letztlich die Lieferketten unterbricht.
Verschärfung der Situation durch mögliche Schutzzölle
Die EU sieht Handelssanktionen gegen die preiswerten Importe aus China vor. Es sind Schutzzölle geplant, die unter anderem beim Import von Schrauben aus China erhoben werden sollen. Geschieht dies, werden sich die aktuellen Lieferengpässe verschärfen. Handelsvertreter warnen vor einem übereilten Schritt in diese Richtung, um die internationalen Lieferketten nicht noch zusätzlich zu stören. Die Sanktionen für chinesische Waren könnten sich somit auf Bau- und Sanierungsprojekte in Deutschlands auswirken.
Keine Entschärfung der Lage in Sicht
Noch nie war Bauen und Sanieren so teuer wie jetzt. Ein paar Zahlen aus 2021 im Vergleich zu 2020 gesetzt, verdeutlichen dies:
- 77,3 % Teuerungsrate bei Konstruktionsvollholz (für Möbel, Fachwerkhäuser, Gartenhäuser etc.)
- 65, 1 % Teuerungsrate bei Dachlatten
- 61,4 % Teuerungsrate bei Bauholz
- 53 % Teuerungsrate bei Betonstahl
Experten prognostizieren keine Entschärfung der Situation. Die Baupreise werden weiterhin steigen oder auf einem hohen Niveau verbleiben. Auch die gestiegenen Transportkosten würden mit dazu beitragen. Immerhin sind seit der Ukraine-Krise die Preise für Erdgas und Erdöl um 50 % im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.
Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt wahrscheinlich
Wenn das Bauen und Sanieren teuer bleibt und vielleicht sogar noch kostspieliger wird, wird sich dies auch auf den Immobilienmarkt niederschlagen. Immobilienverkäufer, die noch rasch ihr Objekt vor dem Verkauf sanieren möchten, müssen für diese Maßnahmen tiefer in die Tasche greifen. Diese Mehrausgaben möchten sie durch einen erhöhten Angebotspreis ausgleichen. Bei Mietobjekten dürfte dies nicht anders sein. Gleiches greift für Neubauten, die im Preis steigen und sich auch zeitlich hinauszögern.